Dienstag, 19. Oktober 2010

Zurück in Morgantown - West Virginia

Mehr als eine Woche ist vergangen seit wir zurück sind und es ist wieder einiges passiert. Manches ist aufregend, anderes schon fast Alltag.
Am Sonntag nach meiner Rückkehr bin ich in meine dritte Gastfamilie gezogen. Hier wohne ich mit Matt, Professor für Geschichte und Annastella. Sie unterrichtet Italienisch an der Uni, der Middleschool und der Highschool. Sie ist Halb-Italienerin undHalb-Französin. Charlotte ist fünfzehn und Ben ist zwölf. Außerdem gibt es noch zwei Katzen. Der Abschied von Jack und Alice fiel mir nicht ganz leicht. Ich habe mich dort einfach sehr wohl gefühlt. Da ich Matt, Annastella und die Kids aber schon kannte, habe ich mich auch auf sie gefreut und die Eingewöhnung hier fiel sehr leicht. Hier wohne ich in einem alten recht angesehenen Stadtteil "South Park" mit alten Häusern und alten Bäumen, wiederum sehr nah zur Innenstadt, zur Uni und zum PRT (Person Rapid Transit). Morgens zu PACE nimmt mich jetzt ein hier benachbarter Lehrer, der zu PACE benachbarten Grundschule mit. Mal abgesehen davon, dass er sich gelegentlich verspätet, mich am ersten Tag nahezu vergessen hatte und jetzt mehrere Wochen "Jury duty" bei Gericht hat und deswegen immer erst abends um acht erfährt, ob er am nächsten Tag zur Schule oder zum Gericht fährt, ist das ganz gut geregelt. Er ist sehr gesprächig und so lerne ich noch einmal eine Menge über die Gegend, Politik, Leben in Morgantown etc.

Bei PACE habe ich letzte Woche in einem Gespräch mit Sam, meinem Supervisor und Melissa, der Personalchefin versucht noch mal für die letzten vier Wochen meines Praxiseinsatzes das Bestmögliche herauszuholen. Das ist nicht viel, kann ich am Ende nur sagen. Es scheint als hätte ich dort gelernt, was es dort für mich zu diesem Zeitpunkt zu lernen gibt. So werde ich in den verbleibenden Wochen weiterhin mit den Klientinnen und Klienten im Tagesraum arbeiten und wenn ich dort nicht gebraucht werde, Akteneingabe am PC machen. Andererseits bekomme ich dafür jetzt die Möglichkeit am Center for Excellencies in Disabilities an der Uni zu hospitieren. Dort warte ich im Moment noch auf meinen Stundenplan. Ich hoffe, dass es bald klappt. Die Zeit läuft.

Glücklicherweise gibt es ja neben der Arbeit auch immer noch andere spannende Dinge zu erleben. Am letzten Donnerstag hatten wir die Gelegenheit hier ins Stadion zu einem Footballspiel der West Virgnia Mountaineers zu gehen. Football ist hier eine ganz große Sache. Football ist beliebt und die Tickets sind teuer. So hatten wir die günstige Gelegenheit über einen "Freiwilligen-Einsatz" umsonst ins Stadion zu kommen. Da hier fast jeder mit dem Auto zum Stadion kommt, gibt es, rund ums Stadion auf sämtlichen Parkplätzen oder wo sonst man sein Auto noch los werden kann, die Tradition des "Tailgaiting". Talegate, ist die Heckklappe des Autos und Tailgaiting heißt, man macht den Kofferraum auf oder je nach Gefährt klappt man die Heckklappe runter, packt die Campingstühle und den Grill, die Kühlbox mit Bier und alles sonstige Picknick Equipment aus und dann geht es los.  Exemplarisch hier mal ein Bild aus dem Internet. Das ist nicht Morgantown wie sich an den Farben unschwer erkennen läßt. West Virginias Farben sind Gold und Blau.
Unsere Aufgabe als Volunteers bestand nun darin auf dem Parkplatz Recycling Säcke für Dosen und Plastikflaschen an die Tailgater zu verteilen. Wir durften die schicken "West Virginia goes green" T-Shrits anziehen und mit einem Beutel voll Recycling-Säcke und einigen Müllsacken los ziehen. So hatten wir die Gelegenheit einen Blick auf verschiedenste Picknick Tische zu werfen und uns einen direkten Eindruck vom Talegating zu verschaffen. Das war ganz lustig.

Eine gute Stunde waren wir damit beschäftigt, dann gab es Pizza für die Freiwilligen und den Besucher Pass, der uns zwar keine Sitzplätze, aber freien Eintritt ins Stadion ermöglicht hat.
Nachdem Spektakel draußen auf dem Parkplatz ging es drinnen weiter. Ich habe bis heute keine Ahnung von Football und es interessiert mich auch nicht besonders, aber alleine die Massen sind schon beeindruckend sowohl im Stadion als auch auf dem Spielfeld. Hier also das Aufwärmen der Gegnerischen Mannschaft mit Liegestüze synchron.


Der absolute Höhepunkt war dann allerdings die Marching Band, bestehend aus mehreren Hundert Musikern, die musizierend Formationen auf dem Spielfeld laufen. Unten zu sehen ist die Silhouette von West Virginia, zuvor hatten sie allerdings schon das Logo der Universität und somit der Mannschaft dargestellt. Natürlich wurde dann auch noch eine West Virginia Hymne und die Nationalhymne zu Besten gegeben. Sehr ergreifend.

Vom Football-Spiel selber haben wir uns nur noch das erste Viertel angesehen. Ein Football-Spiel hat vier Viertel von jeweils 15 Minuten. Da aber ständig unterbrochen wird, dauert es mindestens doppelt, oft aber auch drei Mal so lange. Wäre es nicht so kalt gewesen, wären wir sicher etwas länger geblieben, um uns das Treiben im Stadion weiter anzusehen. Es ist durchaus nicht üblich die ganze Zeit auf seinem Platz zu sitzen und das Spiel zu verfolgen. Es waren auch viele Fans so im Stadion unterwegs. Die West Virginia Mountaineers haben das Spiel im übrigen gewonnen.

Zu den weiteren Ereignissen der Woche zählte, dass ich am Mittwoch im Rahmen des CIP Programms an der Reihe war, bei unserem wöchentlichen Treffen ein Thema vorzustellen. Astrid hatte in ihrer Präsentation vor einigen Wochen schon Fakten und Fantasien über Germany vorgestellt. Ich habe mich entschieden das Ruhrgebiet zu präsentieren. Auch in West Virginia gibt es Kohle also vielleicht ein interessanter Vergleich. Zumindest bei den Leuten aus Morgantown ist meine Präsentation auch auf reges Interesse gestoßen.
Am vergangenen Samstag haben Astrid und ich bei schönstem Herbstwetter eine Radtour auf Morgantowns biketrail entlang dem Monongahela River gemacht und dabei dann West Virginia Kohle mit eigenen Augen gesehen.


Und das muss für heute reichen.


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